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Muschelfund beim Feuerwehreinsatz

 

(Die Kefenröder Feuerwehr als Muschelfischer)

 

Am 22.6.2021 wurde die alte Brunnenanlage am ehemaligen Schwimmbad in Kefenrod von der Freiwilligen Feuerwehr gereinigt. Beim spülen der Schächte und Durchlässe kamen über ein Dutzend großer, gelblicher  Muscheln zum Vorschein (Abb.01-02).

Abb. 01; Die Muscheln aus der Brunnenanlage, 6.2021
Abb. 02; Zur Umsiedlung in den Sack

Hierbei handelt es sich höchstwahrscheinlich um die Gemeine Teich- oder Entenmuschel (Anodonta anatina). Die Schale ist eiförmig, relativ dünn, gelblich-braun und besitzt keine Schlosszähne, daher der Name Anodonta, die „Unbezahnte“. Sie wird etwa 8–10 cm groß. Die Innenseite der Schale glänzt nur matt, was sie von der stark perlmuttglänzenden Schalen- Innenseite der Großen Teich- oder Schwanenmuschel (Anodonta cygnea) die im Steinbachtal gefunden wurde, unterscheidet (Abb.03-04). Beide leben in Fließ- und Stillgewässern auf schlammigen Böden, sind über fast ganz Europa verbreitet und kommen auch bei uns vor. Durch Gewässerverschmutzung sind sie gefährdet und stehen deswegen, wie auch alle anderen Arten der Großen Fluß- und Teichmuscheln (Unionidae), unter Naturschutz.

Abb. 03; Schale einer Schwanenmuschel, Steinbachtal
Abb. 04; Innen mit starker Perlmuttschickt, 2018

Die Teichmuschel verankert sich mit ihrem Fuß, mit dem sie sich auch langsam fortbewegen kann, im weichen Boden. Sie wirbelt den Bodengrund auf, saugt den Schlamm ein und filtert  Algen und Plankton aus, von dem sie sich ernährt. Das Wasser wird so gereinigt, was Muscheln für das Ökosystem der Gewässer sehr wichtig macht. Anodonta anatina filtert dabei am Tag bis zu 40 l Wasser.

Die Entwicklung ist nicht unkompliziert. Im Gegensatz zu anderen Süßwassermuscheln sind beide Arten in ihrer Entwicklung auf einem Wirtsfisch angewiesen, an dem die Larven an Haut oder Kiemen parasitieren. Teichmuscheln sind zweigeschlechtlich. Im Spätsommer werden die Eier befruchtet und überwintern im Kiemenraum der Muschel. Dort entwickeln sie sich zu zweiklappigen Glochidium-Larven. Sind im Frühjahr Wirtsfische in der Nähe, die Muscheln nehmen sie durch chemische Reize wahr, werden die Larven ausgestoßen. Diese klammern sich am gesamten Körper des Wirtsfisches, bevorzugt an den Flossen aber auch in den Kiemen fest. Dort entwickeln sie sich einige Wochen an ihrem Wirtsfisch, fallen ab und wachsen am Grund in 2-4 Jahren zu Geschlechtsreifen Tieren heran. Die Muscheln werden bis zu 15 Jahre alt. Umgekehrt nutzen Fische, wie der Bitterling, die Muscheln um ihre Eier darin ausbrüten zu lassen. Mit langen Legeröhren platzieren sie ihre Eier in die Kiemen der Teichmuscheln.

Für die Gemeine Teichmuschel kommen verschiedene Fischarten als Wirte in Frage, darunter die relativ häufigen Flussbarsch, Schleie und Rotauge aber auch Stint, Gründling sowie Stichling. Die Gemeine Teichmuschel war früher sehr häufig, daher der Artname „gemein“ von allgemein oder gewöhnlich. Die Muscheln wurden bei Bachbegradigungen scheinbar in großen Mengen gefunden.

Abb. 06 Wandemuschel Dreissena polymorpha, Mühlheim

Die Gemeine Teichmuschel ist, wegen der Vielzahl der Wirtsfische, noch nicht so stark gefährdet wie andere, heimische Süßwassermuschelarten. Dennoch ist die komplizierte Entwicklung über Wirtsfische ein Nachteil gegenüber eingeschleppten Invasiven Arten (Neozoon) wie der sich über die größeren Flüsse verbreitenden Wandermuschel (Dreissena polymorpha) (Abb.05). Deren Larven können sich ohne Wirte über das freie Wasser verbreiten. Die Wandermuscheln

überwuchern in großer Zahl die Standorte der Teichmuscheln und sogar die Teichmuscheln selbst.  

 

Dipl. Biol. Markus Erle, 28.6.2021

 

Liteatur/Quellen

(1) P.Glöer, Dr. C. Meier-Brook/Süsswassermollusken-Bestimmungsschlüssel für die BRD//1998/DJN

(2) www.wickipedia.de

 

Bild Nachweise: Abb.01-02 K. Frömel

    Abb.03-05 Autor